SS, Gestapo, Polizei
Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft konzentrierten Polizei, SA und SS ihre Verfolgungsmaßnahmen auf die politischen Gegner des Regimes. Tausende wurden in Gefängnissen und provisorisch eingerichteten Konzentrationslagern eingesperrt. Später errichtete der NS-Staat neue Konzentrationslager und dehnte die Verfolgung auf jüdische Menschen, Sinti_ze und Rom_nja, Homosexuelle, Gemeindemitglieder der Zeugen Jehovas, „Asoziale“ und andere aus.
Die SS übernahm 1934 die alleinige Zuständigkeit für sämtliche Konzentrationslager (KZ) im Deutschen Reich, die bis dahin zum Teil noch unter Kontrolle der SA gestanden hatten. In den Verantwortungsbereich der SS fielen ab 1941 auch die Vernichtungslager in den besetzten Gebieten im Osten.
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war zuständig für die systematische Bekämpfung von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegnern des NS-Regimes. Bis 1939 waren dies vor allem Kommunist_innen und Sozialdemokrat_innen. Ab 1940 richtete die Gestapo sogenannte Arbeitserziehungslager ein, um zunächst deutsche, später aber hauptsächlich ausländische Arbeitskräfte durch Inhaftierung zu disziplinieren.
Mit Gründung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) am 27. September 1939 wurden die Sicherheitspolizei (Geheime Staatspolizei und Reichskriminalpolizei) und der Sicherheitsdienst (SD) der SS in einer Institution zusammengefasst. Durch diese Übernahme der gesamten Polizei sowie der Konzentrationslager entwickelte sich die SS zur wichtigsten Stütze der NS-Herrschaft.
Übersicht:
Inspekteurbereiche der Sicherheitspolizei und des SD und Zuständigkeitsbereiche der Staatspolizeistellen 1942/43 auf dem Gebiet des Landes Niedersachsen sowie der Hansestädte Bremen und Hamburg
Inspekteurbereiche Sipo/SD | Stapoleitstelle | Stapostelle | Außendienststelle | Zuständigkeitsbereich |
Braunschweig | Hannover |
|
| Regierungsbezirk Hannover |
|
|
| Hildesheim | Regierungsbezirk Hildesheim |
|
| Braunschweig |
| Freistaat Braunschweig und Kreis Gifhorn |
Hamburg | Hamburg |
|
| Hansestadt Hamburg |
|
|
| Lüneburg | Regierungsbezirk Lüneburg |
|
| Bremen |
| Hansestadt Bremen |
|
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| Wesermünde | Regierungsbezirk Stade |
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| Wilhelmshaven |
| Freistaat Oldenburg und Regierungsbezirk Aurich |
Düsseldorf |
| Osnabrück |
| Regierungsbezirk Osnabrück |
(Taschenbuch für Verwaltungsbeamte, Jahrgänge 1942 und 1943, Carl Heymanns Verlag Berlin)
Mit Erlaß des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD vom 20. Juni 1941 wurden die bisherigen Stapostellen Hildesheim, Wesermünde und Lüneburg suspendiert und zu Außendienststellen der Stapo(leit)stellen Hannover, Bremen und Hamburg umgewandelt. Eine frühere Entscheidung, die Außendienststelle Hildesheim der Stapostelle Braunschweig unterzuordnen, wurde damit gleichzeitig abgeändert. „Im übrigen ist ... davon auszugehen, dass es sich bei der Suspendierung um eine vorübergehende Kriegsmaßnahme handelt.“
(Abschrift des Erlasses im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv Hannover, Bestand Hannover 87a, Nr.4: Unterlagen der Stapo Lüneburg betr. Stapostellen im Reich)
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Konzentrationslager
Konzentrationslager
Die Konzentrationslager waren ein Willkürinstrument der SS unter ihrem Reichsführer Heinrich Himmler.
Die ersten Konzentrationslager wurden 1933 von der SA und SS zur Bekämpfung der politischen Gegner des Nationalsozialismus eingerichtet. In den folgenden Jahren wurde das System der Konzentrationslager in alleiniger Regie der SS kontinuierlich ausgebaut, und weitere Opfergruppen in die Lager eingewiesen.
Während des Krieges wurde die Verfolgung auf das besetzte Ausland ausgeweitet, so dass nichtdeutsche Häftlinge schließlich die Mehrheit stellten. War die SS zunächst vorwiegend auf Gegnerbekämpfung und Terror eingestellt, begann sie bald, auch die Arbeitskraft der Häftlinge in eigenen Wirtschaftsbetrieben auszunutzen. Die KZ-Häftlinge wurden von der SS auch als Zwangsarbeiter an deutsche Industrieunternehmen vermietet. Hierzu wurden ab 1942 Hunderte von „Außenkommandos“ der großen Stammlager eingerichtet. Im Zuge der systematischen Ermordung der europäischen Juden richtete die SS zudem Vernichtungslager östlich der Reichsgrenzen ein.
Das Konzentrationslager Esterwegen im Emsland war in den ersten Jahren der NS-Herrschaft neben Dachau eines der „Musterlager“ der SS. Moringen, zwischen den Jahren 1933 und 1938 Konzentrationslager für Frauen aus dem gesamten Deutschen Reich, war ab 1940 ein „Schutzhaftlager“ für männliche Jugendliche. Bei den meisten Konzentrationslagern in Niedersachsen handelte es sich um „Außenkommandos“ des KZ Neuengamme. In Bergen-Belsen wurde 1943 ein „Aufenthaltslager“ für Juden eingerichtet, die den Alliierten zum Austausch gegen Deutsche im Ausland angeboten wurden. In den letzten Kriegsmonaten wurde Bergen-Belsen zu einem Ort des Massensterbens: Zehntausende Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern trafen per Bahn oder zu Fuß dort ein – Tausende starben bis zur Befreiung am 15. April 1945.
Konzentrationslager 1933-1945 auf dem Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen
I. Vorkriegszeit (1933-1939)
Konzentrationslager
Standort
von - bis
Bemerkungen
Börgermoor
(Landkreis Emsland)
1933/34
Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum waren als "Staatliches Konzentrationslager
Papenburg" (1933) zusammengefasst
Esterwegen
(Landkreis Emsland)
1933-1936
Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum waren als "Staatliches Konzentrationslager
Papenburg" (1933) zusammengefasst
Neusustrum
(Landkreis Emsland)
1933
Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum waren als "Staatliches Konzentrationslager
Papenburg" (1933) zusammengefasst
Moringen
1933-1938
1933: Konzentrationslager für Männer
1933-1938: Konzentrationslager für Frauen
Vechta
1933-1935
II. Kriegszeit (1939 - 1945)
Konzentrationslager
Standort
von-bis
Fallersleben, „Arbeitsdorf“
1942
Moringen, „Jugendschutzlager“
1940-1945
Bergen-Belsen, "Aufenthaltslager"
1943-1945
Außenkommandos
Außenkommando
von - bis
♀♂
Konzentrationslager
(Stammlager)
Volpriehausen
1940-1945
♂
„Jugendschutzlager“ Moringen
Bomlitz-Benefeld
1944
♀
"Aufenthaltslager" Bergen-Belsen
Hambühren-Ovelgönne
1944/45
♀
"Aufenthaltslager" Bergen-Belsen
Unterlüß-Altensothrieth
1944/45
♀
"Aufenthaltslager" Bergen-Belsen
Bad Gandersheim-Brunshausen
1944/45
♂
Konzentrationslager Buchenwald
Braunschweig
1941-1945
♂
Konzentrationslager Buchenwald
Clausthal-Zellerfeld
1944
♀
Konzentrationslager Buchenwald
Duderstadt
1944/45
♀
Konzentrationslager Buchenwald
Eschershausen-Holzen
1944/45
♂
Konzentrationslager Buchenwald
Göttingen
1945
♂
Konzentrationslager Buchenwald
Goslar
1940-1943
♂
Konzentrationslager Buchenwald
Garsleben/Weferlingen
1944/45
♀
Konzentrationslager Buchenwald
Ellrich/Walkenried[1] „Erich“
1944/45
♂
Konzentrationslager Mittelbau-Dora
Osterode
1944/45
♂
Konzentrationslager Mittelbau-Dora
Osterode „Dachs“
1944/45
♂
Konzentrationslager Mittelbau-Dora
Hannover-Ahlem
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Alt Garge
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Braunschweig
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Braunschweig
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Dalum
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Engerhafe
1944
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Fallersleben
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Fallersleben-Laagberg
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Bremen-Farge
1943-1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Goslar
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Hannover-Limmer
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Hannover-Mühlenberg
1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Hannover-Stöcken
1944
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Hannover-Stöcken
1943-1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Helmstedt/Beendorf[2]
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Hildesheim
1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Horneburg
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Langenhagen
1944
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Lübberstedt
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Lüneburg
1943
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Lüneburg
1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Hannover-Misburg
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Obernheide/Stuhr
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Salzgitter-Bad
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Salzgitter-Drütte
1942-1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Salzgitter-Watenstedt/Leinde
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Sandbostel[3]
1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Schandelah
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Uelzen
1945
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Uphusen
1944/45
♀
Konzentrationslager Neuengamme
Vechelde
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Verden
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Versen
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Warberg
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
Wilhelmshaven
1944/45
♂
Konzentrationslager Neuengamme
SS-Baubrigaden
Nr. II
1942/43
u. a. in Osnabrück und Wilhelmshaven
Nr. III
1944/45
u. a. in Wieda, Nüxei, Osterhagen (Harz)
SS-Eisenbahn-Baubrigade 5
1944/45
u. a. in Osnabrück und Nordenham
[1] Das Lager befand sich in Walkenried-Juliushütte, z.T. auf niedersächsischem Gebiet
[2] Standort des Lagers in Beendorf war nicht auf niedersächsischem Gebiet
[3] Ein Teil des Kriegsgefangenenlagers Sandbotel diente im April 1945 als Auffanglager für KZ-Evakuierungstransporte
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Arbeitserziehungslager
Arbeitserziehungslager
Ab 1940 richtete die Gestapo zur Disziplinierung der deutschen Arbeiterinnen und Arbeiter, vor allem aber der ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, „Arbeitserziehungslager“ (AEL) ein. Hier wurden ohne Einschaltung der Justiz Frauen und Männer eingewiesen, die von ihrem Arbeitgeber z. B. wegen „Arbeitsbummelei“, „Arbeitsvertragsbruch“ oder „Widersetzlichkeit“ gemeldet worden waren. Später inhaftierte die Gestapo auch Personen aus anderen Gründen im AEL. Zudem nutzte die Gestapo die Arbeitserziehungslager als Hinrichtungsstätten.
Die Haft dauerte in der Regel drei bis acht Wochen. Die Lebensbedingungen in den „Arbeitserziehungslagern“ ähnelten den in den KZ. Die Häftlinge wurden brutal behandelt und zu harter Arbeit in Industriebetrieben, auf Großbaustellen oder in Steinbrüchen gezwungen. Viele von ihnen starben während der Haft. Diejenigen, die überlebten und in die Betriebe zurückkehrten, sollten durch Berichte über die AEL bei der übrigen Arbeiterschaft Angst vor dieser Strafe erwecken.
Gegen Kriegsende wies die Gestapo viele Häftlinge aus den AEL unmittelbar in Konzentrationslager ein.
Die „Arbeitserziehungslager“ wurden von den regional zuständigen Gestapostellen geführt. Zu den ersten und größten in Nordwestdeutschland gehörten das AEL Farge der Gestapo Bremen, das AEL Liebenau der Gestapo Hannover und das AEL Salzgitter-Hallendorf der Gestapo Braunschweig (mit einem Teillager für Frauen).
Arbeitserziehungslager der Gestapo 1933-1945 auf dem Gebiet der heutigen Länder Niedersachsen und Bremen
Standort
Von - bis
Bad Eilsen
- 1945
Bentheim
1941 -
Farge/Schwanewede
1940 - 1945
Steinbergen
[Unterkommando des AEL Lahde/ Weser]
1943 - 1945
Liebenau
1940 - 1943
Ohrbeck
1944 - 1945
Oldenburg
1941 - 1943
Salzgitter-Watenstedt/ Hallendorf
„Lager 21“ – Männer- und Frauenlager
1940 - 1945
Unterlüß
1941 - 1945
Wilhelmshaven
1940 - 1945