Kriegsgefangenenlager
Die Kriegsgefangenenlager in Nordwestdeutschland waren Teil eines Systems von Hunderten von Lagern, das die Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und den besetzten Gebieten aufbaute.
Zuständige Einrichtung für die Versorgung der Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam und die Organisation des Lagersystems war die Abteilung Kriegsgefangenenwesen im Oberkommando der Wehrmacht (OKW).
Nach ihrer Gefangennahme wurden die gegnerischen Soldaten von den Sammelstellen zunächst in Durchgangslager („Dulags“) hinter der Front überführt. Anschließend wurden sie getrennt nach Dienstrang in Offizierslagern („Oflags“) oder Mannschafts-Stammlagern für Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere („Stalags“) in Deutschland, später auch in den besetzten Gebieten untergebracht.
Das Gebiet des Deutschen Reiches war in „Wehrkreise“ eingeteilt, die mit römischen Ziffern bezeichnet wurden, z. B. Wehrkreis XI Hannover. Die Kriegsgefangenenlager wurden mit der Nummer des Wehrkreises und einem Großbuchstaben gekennzeichnet, z.B. „Oflag XI A“ Osterode oder „Stalag XI B“ Fallingbostel. Die Lager für sowjetische Kriegsgefangene erhielten eine zusätzliche Nummer, z.B. „Stalag XI C“ (311) Bergen-Belsen.
Die Stalags waren für die Organisation und Verwaltung des Arbeitseinsatzes zuständig. Die Gefangenen wurden von hier aus auf Arbeitskommandos verteilt, die organisatorisch jeweils dem entsprechenden Stammlager zugeordnet waren. Die Vermittlung der Gefangenen an die Arbeitgeber erfolgte über die Arbeitsämter, die zu diesem Zweck Außenstellen in den Stalags einrichteten.
Mannschaftsstammlager auf dem Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen
XI D (321) Oerbke
Das Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager XI D (321) Fallingbostel-Oerbke war eines von insgesamt zwölf Lagern, die im Sommer 1941 im Deutschen Reich eigens für sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet wurden. In Oerbke starben zwischen August 1941 und April 1942 etwa 12 000 sowjetische Kriegsgefangene.
Im April 1942 wurde das Stalag XI D (321) aufgelöst und das Lager mit den Gefangenen als Zweiglager von dem benachbarten Stalag XI B Fallingbostel übernommen. Es diente weiterhin der Unterbringung sowjetischer Kriegsgefangener.
Ab Herbst 1943 kamen auch kriegsgefangene italienische Soldaten nach Oerbke. Sie wurden aufgenommen, registriert und zumeist umgehend in die Arbeitskommandos im Wehrkreis XI weiter geleitet. Im Lager selbst richtete die Wehrmacht ein Lazarett für die Italienischen Militärinternierten ein: 379 Gefangene starben dort. Im Sommer 1944 wurde das Lazarett von Oerbke nach Bergen Belsen verlegt; anschließend wurden hier britische Kriegsgefangene untergebracht (Stalag 357).