Vom AK „Bürger gestalten ein Mahnmal“ organisierte Gedenkfeier 2014 anlässlich des Jahrestages der Befreiung des KZ Ahlem (Foto: SnG)
Workshop „Bückeberg: Den Ort zum Sprechen bringen“ des Vereins für regionale Zeitgeschichte Hameln e.V. mit Studierenden der Landschaftsarchitektur der Uni Hannover, 2015 (Foto: SnG)
Gedenkstätte Augustaschacht: Arbeitsbesprechung (Foto: SnG)
„Ort der Namen“ auf dem Friedhof Salzgitter-Jammertal, realisiert vom AK Stadtgeschichte e.V./Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte (Foto: AK Stadtgeschichte e.V.)
Führung der Dokumentationsstelle Pulverfabrik auf dem Gelände der ehemaligen Pulverfabrik Liebenau. Der Zeitzeuge Karl Payuk (Ukraine) berichtet. (Foto: Martin Guse, Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau e.V.)
Gedenkstätte Schillstraße: Arbeitsgespräch (Foto: SnG)
Blick in die Ausstellung der Gedenkstätte Lager Sandbostel (Foto: SnG)
Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine (Foto: SnG)

Erinnerungslandschaft Niedersachsen

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden an unzähligen Orten auf dem Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen Verbrechen verübt. Eine große Zahl von Gedenkstätten, Vereinen und Initiativen beschäftigt sich mit der lokalen und regionalen NS-Geschichte und den Folgen. Ihre Entstehungsgeschichte spiegelt den wechselhaften Umgang der deutschen Nachkriegsgesellschaft mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus und seine Opfer wider. 

Über Jahrzehnte hinweg blieb es bei offiziellen und symbolischen Akten des Gedenkens und der Trauer, zu denen sich politische und kirchliche Repräsentanten und Abordnungen der Opferverbände alljährlich an zentralen Denkmalen versammelten – zum Beispiel an der Inschriftenwand der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Aber die Erinnerungszeichen am historischen Ort blieben zumeist stumm, denn es fehlte an Forschung, Dokumentation und Bildungsarbeit. 

In den 1970er Jahren entwickelte sich eine Geschichtsbewegung „von unten“. Sie begann, kritisch und meist gegen lokalen Widerstand, die Regionalgeschichte des Nationalsozialismus zu erforschen. Mit Gedenkorten in der Region und der Dokumentation der Regionalgeschichte wurde die Totalität des Terrors deutlich gemacht: Die Tatsache, dass die Verbrechen in der unmittelbaren Nachbarschaft begangen worden waren, war somit nicht mehr wegzudiskutieren. In den Blick gerieten nun auch bisher kaum beachtete Opfergruppen wie Sinti_ze und Rom_nja, Homosexuelle, Gemeindemitglieder der Zeugen Jehovas, Patient_innen von Heil- und Pflegeanstalten, Deserteure, Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter_innen.

Viele der heute etablierten niedersächsischen Gedenkstätten entstanden aus diesem bürgerschaftlichen Engagement heraus, und die zahlreichen aktiven Initiativen und Vereine haben weiterhin einen maßgeblichen Anteil an der lebendigen Erinnerungskultur in Niedersachsen. 

Auch die zahlreichen, überall im Land anzutreffenden Grabstätten von Opfern des NS-Regimes werden zunehmend nicht allein als Orte des Gedenkens, sondern auch als Lernorte begriffen; ihre Geschichte wird erforscht, die Namen und Schicksale der oft anonym Bestatteten recherchiert. 

Die Wirkungsweise des Nationalsozialismus lässt sich jedoch nicht verstehen, wenn nur die Orte des Terrors betrachtet werden. Längst sind daher auch andere Schauplätze der NS-Diktatur in den Fokus gerückt, zum Beispiel Stätten der Selbstinszenierung des NS-Regimes wie der Bückeberg bei Hameln, Ort der „Reichserntedankfeste“. 

Der bauliche Erhalt und der denkmalpflegerische Schutz dieser Orte ist dabei ein wichtiges Anliegen. Nicht zuletzt gilt es, das noch junge Aufgabenfeld der Denkmalpflege an Bauten und Objekten der Zeitgeschichte stärker im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern.

Die Abteilung Gedenkstättenförderung Niedersachsen unterstützt und vernetzt diese vielfältige Arbeit von Gedenkstätten und Initiativen unter anderem durch Beratung, die Koordinierung von Arbeitskreisen und die Durchführung von Tagungen und Workshops.